In der Stadt Salisbury im Süden Großbritanniens sind am Wochenende ein Mann und eine Frau mit Verdacht auf Vergiftung durch eine "unbekannte Substanz" in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Das teilte die Polizei am Montag mit. Bei dem Mann soll es sich um Sergej Skripal handeln, einen ehemaligen Spion aus Russland, der im Auftrag der Briten gearbeitet hat und im Rahmen eines Gefangenenaustauschs 2010 nach Großbritannien kam. Das berichten unter anderem die BBC und der "Guardian". Der Zeitung zufolge wurde Skripal mit Fentanyl vergiftet, einem starken Opiat.
Nach Polizeiangaben ist der Mann etwa 60 Jahre alt. Bei der zweiten Person handle es sich um seine etwa 30 Jahre alte Begleiterin. Die beiden befinden sich der Mitteilung zufolge in einem kritischen Zustand. Sie wurden bereits am Sonntag bewusstlos auf einer Parkbank in der Nähe eines Einkaufszentrums von Passanten entdeckt.
Die Polizei sprach von einem "schweren Vorfall", eine ganze Reihe von Behörden sei eingeschaltet worden. Noch sei nicht klar, ob eine Straftat vorliege. Auf Fernsehbildern waren Einsatzkräfte in Schutzanzügen zu sehen, die den Fundort der Verletzten reinigten. "Wir wollen den Menschen versichern, dass wir Vorfälle dieser Art extrem ernst nehmen", hieß es in der Mitteilung der Polizei. Trotzdem gehe man nicht davon aus, dass eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestehe.
In der Nacht zum Dienstag schloss die Polizei im Zuge der Ermittlungen eine Pizzeria in Salisbury "als Vorsichtsmaßnahme". Die Behörden schlossen zwar anhand der vorliegenden Informationen eine Gesundheitsgefährdung aus. Dennoch wurde die Öffentlichkeit gebeten, Verdachtsfälle bei plötzlicher Erkrankung umgehend zu melden.
Sergej Skripal war einst Oberst des russischen Militärgeheimdienstes. 2006 wurde er in Russland wegen des Vorwurfs der Spionage für Großbritannien zu 13 Jahren Haft verurteilt. Im Juli 2010 begnadigte ihn der damalige russische Präsident Dmitrij Medwedew. Nach dem Gefangenenaustausch zwischen Moskau, London und Washington erhielt Skripal Asyl in Großbritannien.
Quelle : spiegel.de
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